Speyer am Rhein

Stadt der Nemeter an den Pfälzischen Jakobswegen

Statue eines Jakobspilgers am Jakobsweg in Speyer

Speyer, das römische Noviomagus, die Stadt der Nemeter, trägt seit dem 7. Jahrhundert den Namen Spira. Um 30 v. Chr. von den Römern erobert und befestigt, von den Alemannen um 300 mehrmals zerstört, wurde Speyer von den Kaisern Konstantin und Julian wieder hergestellt, litt im 5. Jahrhundert von den Wandalen und Hunnen, wurde im 6. Jahrhundert fränkisch und fiel 843 an das ostfränkische Reich. Neben dem bischöflichen Schultheißen, dem die niedere Gerichtsbarkeit zustand, waltete bis 1146 ein königlicher Burggraf, dessen Amt damals der Bischof, nach 1200 aber die Stadt erwarb.

Nachdem schon Heinrich V. eine Ratsverfassung gegeben hatte, die König Philipp 1198 bestätigte, wurde Speyer im 13. Jahrh. Reichsstadt, erhielt das Stapelrecht, erwarb aber kein Gebiet; 1513 – 1689 war Speyer Sitz des Reichskammergerichts. Als Reichsstadt hatte Speyer unter den Reichsstädten der rheinischen Bank den fünften Platz, auch Sitz und Stimme auf den oberrheinischen Kreistagen. Unter den Reichstagen, die zu Speyer (meist in einem Gebäude des Ratshofs) gehalten wurden, sind besonders die von 1526 (vgl. Friedensburg, Der Reichstag zu Speyer 1526, Berl. 1887; Heuser, Die Protestation von Speyer, Neustadt a. H. 1904) und von 1529 wichtig, von denen der erste die Ausführung des Wormser Edikts vertagte, der zweite die Einigung der Evangelischen zu einer Protestationsschrift (daher »Protestanten«) veranlasste. Städtetage fanden hier 1346 und 1381 statt. Im Frieden zu Speyer 1544 verzichtete das Haus Habsburg auf die Krone von Dänemark-Norwegen.

Im Dreißigjährigen Kriege wurde Speyer 1632-35 abwechselnd von den Schweden, den Kaiserlichen und den Franzosen erobert. Durch Kapitulation 1688 wiederum den Franzosen übergeben, wurde es im Mai 1689 beim Anrücken der Alliierten nach Schleifung der Festungswerke geräumt. 1792 wurde Speyer von den Franzosen unter Custine eingenommen und gebrandschatzt, war 1801-14 Hauptstadt des französischen Départements Donnersberg und fiel in Folge des Wiener Kongresses 1816 dem Königreich Bayern zu, als Ausgleich für das an Österreich abgetretene Salzburg. Bis 1945 war Speyer Sitz der bayrischen Verwaltung der Pfalz.

Unter den Kirchenbauten ist am merkwürdigsten der katholische Dom, 1030 von Kaiser Konrad II. begonnen, 1061 unter Heinrich IV., der 1064 die Afrakapelle hinzufügte, vollendet, zählt er seit 1981 zum UNESCO-Weltkulturerbe. Er ist im Rundbogenstil ausgeführt, hat eine Länge von 147 m, im Querschiff eine Breite von 60 m und 4 Türme. Das über dem Schiff sich erhebende Königschor enthält die Grabmäler von acht deutschen Kaisern (Konrad II., Heinrich III., Heinrich IV. und Heinrich V., Philipp von Schwaben, Rudolf von Habsburg, Adolf von Nassau und Albrecht I.) und das der Beatrix, der zweiten Gemahlin Friedrichs I., sowie ihrer Tochter Agnes. Das Innere schmücken 32 Fresken (1845-1854 von Schraudolph ausgeführt). In der Vorhalle (Kaiserhalle) sind seit 1858 die acht großen Standbilder der hier begrabenen Kaiser (meist von Fernkorn ausgeführt) aufgestellt. Die untere Kirche (Krypte) stützen massive niedrige Säulen. In ihr befindet sich der Zugang zu der 1906 eingeweihten Kaisergruft.

In den Anlagen um den Dom sind der Domnapf, der früher vor dem Dom stand und den bischöflichen Immunitätsbezirk begrenzte, die Antikenhalle, ehemals eine Sammlung römischer Altertümer bergend, der Ölberg (eine mit eingemeißelten bildlichen Darstellungen der Leiden Christi, Blätterwerk etc. geschmückte Steinmasse), das Heidentürmchen, dessen Unterbau wahrscheinlich aus der Römerzeit stammt, die Kolossalbüste des Professors Schwerd und die des früheren Regierungspräsidenten v. Stengel hervorzuheben.

Nachdem der Dom schon 1159, 1289 und 1540 durch Feuersbrünste gelitten, wurde er 31. Mai 1689 von den Franzosen fast ganz niedergebrannt; sogar die alten Kaisergräber wurden aufgerissen und die Gebeine umhergestreut. Erst 1772-84 ward der Dom wieder aufgebaut, aber schon 1794 von den Franzosen abermals demoliert und in ein Heumagazin verwandelt. Durch den König Maximilian I. wurde er wieder hergestellt und 19. Mai 1822 eingeweiht. Später wurden auch die westlichen Türme mit dem Umbau und Neubau der Fassade wieder ersetzt und der alte Kaiserdom wieder eingeweiht.

Von den evangelischen Kirchen ist besonders die 1904 eingeweihte gotische Retscher- oder Protestationskirche bemerkenswert, die an den Protest der evangelischen Stände gegen die Beschlüsse des Reichstags von Speyer, 1529, erinnern soll. Das Innere enthält schöne Glasmalereien und ein Standbild Luthers.

Der Pfälzische Jakobsweg beginnt in Speyer

In Speyer angekommen, haben Pilger die Wahl zwischen der Nordroute und Südroute des Pfälzischen Jakobsweges. Beide Routen sind etwa gleich lang und vergleichbar reizvoll; die Nordroute ist jedoch hügeliger und deshalb etwas anstrengender.

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